Mixed Reality im Gerichtssaal

USA: Der Gerichtssaal wird zum Hologramm

hologram-judge-gavel-polygons-triangles-260nw-1891569724Während in Europa noch versucht wird, den Gerichtsbetrieb mittels Verhandlungen über Zoom coronasicher zu gestalten, wird in den USA bereits ein weiterer Schritt in die digitale Zukunft des Gerichtsverfahrens gemacht.

Wohl nicht zufällig in Kalifornien, der Heimat der „Internet Big Five“ (Google, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft), wird am „1st District Court of Appeal“ in San Francisco die erste Gerichtsverhandlung in einem Gerichtssaal durchgeführt, der nur ein Hologramm ist.

Dabei ermöglicht es das verwendete Telepräsenz-System, dass sich die Verfahrensparteien und der Richter wie Avatare im virtuellen Gerichtssaal treffen. Mit einer Datenbrille taucht man in den virtuellen Gerichtssaal ein, der detailgetreu modelliert ist. Von allen Verfahrensbeteiligen und dem Richter wurde bereits zur Vorbereitung der Verhandlung ein lebensechtes 3D-Abbild angefertigt, dieses wird mittels „Holoportation“ in das virtuelle Setting eingefügt.

Bewegt einer den Anwesenden seinen Kopf oder seine Hände, tut es der virtuelle Körper einem gleich. Wie bei einer Schattenfigur. Gesten, Mimik und Körpersprache können durch die Tracking-Funktion sehr präzise in das Medium übersetzt werden. Man sieht zum Beispiel, wenn jemand lächelt oder den Kopf schüttelt. Teilnehmer des Pilotprojekts berichten, dass man sich tatsächlich so fühlt, als wäre man am selben Ort mit Leuten zusammen, auch wenn man nicht physisch am selben Ort ist. Mixed Reality nennt man die Verschmelzung von realer und virtueller Welt.

 

DefenseDas Appellationsgericht in San Francisco wurde für das Pilotprojekt ausgewählt, da dort nur Handelssachen verhandelt werden, bei denen im Regelfall nur Anwälte und Sachverständige anwesend sind und bei denen die Öffentlichkeit ausgeschlossen wird. Ansonsten gelten für die „Virtual court hearings“ die selben Verfahrensregeln wie für Verhandlung im Verhandlungssaal.

„Gerichtssaal Österreich“

Auch in Österreich wurde im Justizministerium zu diesem Thema bereits eine Expertengruppe zur Erstellung einer Machbarkeitsstudie unter dem Titel „Gerichtssaal Österreich“ geplant. 

Hier sollen, unter Leitung namhafter Beratungsagenturen und Einbeziehung von Opinion Leader aus Wissenschaft, Handel, Gewerbe und Industrie sowie Ländervertretern und Vertretern der Sozialpartner, der Scope of Work, Key Performance, Cost Planing und Timings des Projektes festgelegt und im Hinblick auf die Practicality evaluiert werden. Roll off Termin ist der 1. 4. 2021.

 

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