Wenn der Klimawandel zur Fluchtursache wird

Laut einer aktuellen Studie besteht für die Jahre 2011 bis 2015 eine statistisch signifikante Beziehung zwischen Klimaereignissen, Konflikten und Flucht. 

Ein Forscherteam rund um den Volkswirt Jesús Crespo Cuaresma analysierte dazu Asylanträge aus 157 Ländern und verglich diese mit Klimabedingungen und Kriegstoten in den jeweiligen Herkunftsländern. „Die Studie macht deutlich, dass die wachsende Zahl an Dürreperioden und Wasserknappheit Konflikte und Krisen verstärken“, sagt Crespo Cuaresma.

Vor allem für die Zeit zwischen 2011 und 2015 würde es eine statistisch signifikante Beziehung zwischen Klimaereignissen, Konflikten und Flucht geben, sagt der Wissenschaftler. Das würde natürlich nicht ausschließen, dass es auch vor dieser Periode einen Zusammenhang zwischen den Phänomenen gab, dieser war jedoch „nicht systematisch“.

Syrienkrieg ging Dürreperiode voraus

Als Beispiel nennen die Studienautoren die Unruhen in Tunesien, Libyen, im Jemen und in Syrien. Bevor der Arabische Frühling Ende 2010 ausgebrochen ist, gab es etwa in Syrien eine dreijährige Dürreperiode, die zu einem massiven Engpass der Grundwasserversorgung führte.

Die Trockenheit hat – gepaart mit schlechter Planung und mangelhaftem Wassermanagement – zu mehrjährigen Ernteausfällen und anschließenden Lebensmittelengpässen geführt

Daraufhin sind die Preise für Grundnahrungsmittel explodiert, hunderttausende Menschen sind auf der Suche nach einem besseren Leben in Städte gezogen. Die urbane Bevölkerung Syriens wuchs in Folge zwischen 2002 und 2010 von 8,9 auf 13,8 Millionen Menschen an.

In den Metropolen hat das rasante Wachstum wiederum Druck auf die städtische Infrastruktur, den Jobmarkt und Sozialeinrichtungen ausgeübt – Bereiche, die nach Angaben der Studienautoren durch das Assad Regime nur stiefmütterlich behandelt worden waren.

Somit haben die Dürre sowie die mangelhafte Agrar- und Umweltpolitik schließlich zu den politischen Unruhen in Syrien beigetragen, sagt Crespo Cuaresma: „Es entstand eine Überbevölkerung der Städte, viele Menschen waren ohne Arbeit, der Grundstein für politische Unruhen und Krieg war gelegt.

„Globales Phänomen“

Der arabische Raum ist nicht die einzige Region der Welt, in der sich Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Fluchtbewegungen herstellen lassen, sagt der Studienautor im Gespräch mit dem STANDARD. Ähnlich Beispiele seien auch im subsaharischen Afrika zu finden, etwa in Südsudan.

Für die Studie wurde eine Vielzahl an sozioökonomischen und geografischen Daten herangezogen. So wurden unter anderem kriegsbedingte Todesfälle analysiert und Asylanträge ausgewertet. Die Wissenschaftler arbeiteten außerdem mit einem Index, der Dürreperioden im Vergleich zu durchschnittlichen Klimabedingungen misst, und speisten die Daten in ein eigens entwickeltes Modell ein. Eine Kombination, die es nach Angaben von Crespo Cuaresma bisher noch nicht gab: Zwar wurde in der Vergangenheit mehrfach getrennt zu Klimawandel und Fluchtbewegungen geforscht, die Kausalität zwischen Klimaereignissen und Konflikten sowie Konflikten und Migration wurde bisher aber noch nicht analysiert.

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Siehe dazu auch:  Recht auf Asyl auch für „Klimaflüchtlinge“?

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