Intervision am Bundesverwaltungsgericht: Kollegiale Reflexion zur Stärkung der Justiz

Das Bundesverwaltungsgericht setzt neue Maßstäbe in der Förderung von Qualität, Integrität und Resilienz innerhalb der Justiz, wie Karin Gastinger und Eva Wendler in einem Beitrag zum Newsletter für UNODC schildern: Mit der Einführung von Intervision – einem strukturierten Peer-to-Peer-Ansatz zur Reflexion richterlicher Tätigkeit – erhalten Richter:innen die Möglichkeit, sich über berufliche Herausforderungen und komplexe Entscheidungsprozesse in einem vertraulichen Rahmen auszutauschen.

Intervision wird als eine Form des strukturierten Peer-Coachings verstanden. Dabei werden keine externen Experten einbezogen, sondern wird das Verfahren ausschließlich von Kolleg:innen konzipiert und moderiert. Intervision basiert auf dem Prinzip des kollegialen Austauschs auf gleicher fachlicher Basis. Die Diskussion sowohl positiver als auch herausfordernder Erfahrungen in der justiziellen Arbeit ermöglicht gemeinsame Reflexion, Lernen und Problemlösung. Besonderes Augenmerk wird auf Freiwilligkeit, Vertraulichkeit und die Achtung der Unabhängigkeit der Justiz gelegt. In ihrem Feedback heben die Teilnehmer:innen verbesserte Kommunikationsfähigkeiten, erhöhte Resilienz und den Nutzen des Lernens aus der praktischen Fallarbeit außerhalb des formalen Schulungsumfelds hervor.

Aus institutioneller Sicht ist Intervision ein kostengünstiges und leicht umsetzbares Instrument, das zur allgemeinen Qualität und Kohärenz der justiziellen Arbeit beiträgt. Es kann mentale und emotionale Stabilität in anspruchsvollen beruflichen Kontexten unterstützen und kollegiales Vertrauen und Zusammenhalt fördern.

Der Beitrag ist anlässlich des 1. Jahrestages des Internationalen Tages des Wohlbefindens in der Justiz am 25. Juli veröffentlicht worden. Dieser Tag ist nicht nur symbolisch, sondern wird als notwendig angesehen, fortdauernd auf die Verantwortung hinzuweisen, die Fähigkeit der Richter:innen zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben zu schützen, ohne die Integrität, Kompetenz und Sorgfalt aufgrund von Bedrohungen ihres Wohlergehens zu beeinträchtigen.

Hier geht es zum Beitrag auf UNDOC (englisch)

Hier geht es zur deutschen Übersetzung des Beitrages

Siehe auch:

Nauru-Erklärung über das Wohlbefinden in der Justiz: Nauru Declaration on Judicial Well-Being (25.07.2024) (deutsche Übersetzung) …

UNODC-Bericht zum Wohlergehen der Justiz: Judicial Well-Being Survey Report: Exploring Linkages between Judicial Well-Being an Judicial Integrity (2022) (englisch),,,

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