Dr. Oliver Schreiber, Richter und Lehrbeauftragter sowie Autor, regt in einem Gastbeitrag in der Presse zu Reformen vom Bereich der juristischen Ausbildung über die Organisation des Ministeriums bis zur Berufsausübung und Forschung an.
Obwohl sich Gesellschaft und auch der Alltag der Rechtsberufe stark verändert haben, sei das Jusstudium seit Jahrzehnten recht unverändert. Der verstärkte Einbau von Grundkenntnissen der Soziologie, der Psychologie und Psychiatrie sowie der Mediations- und Kommunikationstechniken in die Lehrpläne könnte Studierende besser auf den Berufsalltag vorbereiten. Das Familienrecht sei eines der größten Tätigkeitsfelder der Gerichte und damit auch der Anwaltschaften und sollte daher auch in der Ausbildung mehr Beachtung finden. Immer wichtiger werde auch das Klima- und Umweltrecht. Die Aufgabe der Rechtsberufe, maßgeblich zum Erhalt von Demokratie und Rechtsstaat beizutragen und Menschen mit Empathie zu begegnen und vor allem die Würde des Menschen zu wahren, sei essentieller Inhalt in der gesamten Ausbildung.
Oliver Schreiber regt an, die Umwälzungen des Alltags im Rechtsleben auch in die Organisation des Justizministeriums einfließen zu lassen und seit langem anstehende Reformen umzusetzen. Er betont, dass auf europäischer Ebene die sogenannte Verfahrensgerechtigkeit stark im Fokus sei und solle durch mehr mündliche Verhandlungen, runde Tische und Fallkonferenzen eine weitaus bessere Entscheidungsgrundlage für die Gerichte entstehen.
Auch die Rechtsprechung sei gut beraten, ihre Tätigkeit laufend zu hinterfragen. Dies nicht nur alleine, sondern auch gemeinsam mit den anderen Rechtsberufen, um die bestehende Praxis auf ihre aktuelle Tauglichkeit hin zu prüfen.