Corona-App: Wissenschaftler warnen vor „beispielloser Überwachung“

Österreich setzt auf die „Stopp-Corona-App“ des Roten Kreuzes, die deutsche Bundesregierung auf eine europäische Initiative (PEPP-PT). Apple und Google sollen Pläne haben, im Mai auf allen Smartphones eine Corona-App automatisch zu aktivieren und nach den NGO’s warnen nun auch 300 Forschende aus der ganzen Welt vor den Gefahren einer beispiellosen Überwachung.

„Stopp-Corona-App“ – Vorzeigemodell für Europa ?

Das Österreichische Rote Kreuz hat seine Corona-App von unabhängigen Forschern evaluieren lassen und setzt nun auf einen völlig dezentralen Ansatz.

Nach einem Bericht auf heise.de bescheinigen Experten der Anwendung der „Stopp-Corona-App“ des Roten Kreuzes zwar ein „gutes Ausgangsniveau“ bei Sicherheit und Datenschutz, empfehlen aber einige Korrekturen. Das Problem ist – wie bei allen Anwendungen – dass beim Datenaustausch Systeme amerikanischer Internetunternehmen zum Einsatz kommen, sodass grundsätzlich auch US-Behörden Zugriff auf die Daten haben könnten.

Corona- App könnte zum Spion auf unserem Smartphone werden

Massive Kritik gibt es mittlerweile gegen die Umsetzung des PEPP-PT- Vorhabens, europäische Standards als Rahmen für die App-Entwicklung vorzugeben, damit länderübergreifend dieselbe Technologie verwendet werden können und unterschiedliche Apps nach demselben Prinzip funktionieren.

Eine globale Allianz von mehr als 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern distanziert sich bereits von dem von PEPP-PT eingeschlagenen Weg. In einem offenen Brief warnen sie vor einer „beispiellosen Überwachung“. Die Sorge: Eine App, mit der wir das Coronavirus eindämmen können sollen, könnte am Ende zum Spion auf unserem Smartphone werden.

Der wesentlichste Kritikpunkt der Wissenschaftlicher ist das Vorhaben einer zentrale Datensammlung: Werden Daten an einer Stelle gesammelt, könnten sie missbraucht werden. Lägen die Daten auf einem zentralen Server, ermögliche das „eine Form der Überwachung durch die Regierung oder den privaten Sektor“, die das Vertrauen in eine App und ihre Akzeptanz in der Gesellschaft „katastrophal beeinträchtigen“ würde, heißt es in dem offenen Brief der Wissenschaftler, den Forscher vieler wichtiger Universitäten unterschrieben haben – von Oxford bis Stanford, von der ETH Zürich bis zur Johns Hopkins-Universität, von der Ruhr-Universität Bochum bis zur Katholischen Universität Leuven.

„Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir bei der Bewältigung der gegenwärtigen Krise kein Instrument schaffen, das eine groß angelegte Erhebung von Daten über die Bevölkerung ermöglicht, weder jetzt noch zu einem späteren Zeitpunkt.“ Lösungen, mit denen man persönliche Daten von Millionen von Nutzern verfolgen könne, sollten „ohne Diskussion“ abgelehnt werden.

Apple und Google könnten App für ihre Zwecke nutzen

Kritisch zu den aktuellen Entwicklungen äußerst sich auch die größte europäische Hackervereinigung, der deutsche Chaos Computer Club (CCC), der ein Prüfschema zur Beurteilung der Datensicherheit, der Einhaltung der Privatsphäre etc. vorlegte. Die Beteiligung von Unternehmen, die Überwachungstechnologien entwickeln, wird als „Covid-Washing“ grundsätzlich abgelehnt.

Nach einem Bericht der Onlinezeitschrift chip.de haben sich Google und Apple – die Hersteller der beiden maßgeblichen Smartphone-Plattformen Android & iOS – im Zuge der Entwicklung einer Corona-Warn-App zusammengetan. Mitte Mai soll die Anwendung für alle User verfügbar sein – und automatisch auf den Handys aller Nutzer aktiviert werden.

Hier den Beitrag auf zeit.de lesen …

Siehe dazu: Joint Statement on Contact Tracing: Date 19th April 2020

CCC: 10 Prüfsteine für die Beurteilung von „Contact Tracing“-Apps

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