Mit der Zahl der Flüchtlinge ist auch die Zahl ihrer Klagen gegen Asylbescheide stark gestiegen. Wie läuft es ab, wenn vor Gericht zwei Welten aufeinanderprallen? Ein Termin in Köln.
Murmann-Suchans Kammer am Kölner Verwaltungsgericht ist zuständig für Asylsuchende aus Pakistan und Syrien. In seinem Büro im zweiten Stock stapeln sich seit Ende 2015 die Akten: die gelben Mappen für Asylrecht, die roten für Eilverfahren. Er empfindet Mitgefühl für die Asylsuchenden, über deren Klagen er jeden Mittwoch urteilt. Aber: Wie viel Mitleid hat das Recht? „Keines“, sagt Murmann-Suchan.
Murmann-Suchan begann 1993 seinen Dienst am Kölner Verwaltungsgericht. Er wollte einer sein, der genau hinschaut, ob der Staat Fehler gemacht hat. Und auch wenn Verwaltungsrichter unter Juristen den Ruf haben noch akribischer, noch pingeliger zu sein als andere Richter, hält Murmann-Suchan sie für „Anarcho-Revoluzzer, weil sie das Handeln des Staats hinterfragen“.