Umweltrecht: Verschärft Feinstaubstaubbelastung die Corona-Pandemie?

Immer mehr aktuelle medizinische Studien legen einen engen Zusammenhang zwischen der Schwere des Krankheitsverlaufs einer Coronainfektion und der (Vor-)Belastung der Betroffenen mit Feinstaub  nahe. Damit würde sich auch die Frage nach den geeigneten Strategien zur Bekämpfung der Pandemie neu stellen.

Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Todeszahlen

Laut der in einem Bericht in der „Frankfurter Allgemeinen“ zitierten  „Global Burden of Disease“-Statistik wird die Zahl der durch  Feinstaub verursachten vorzeitigen Todesfälle weltweit auf mehr als fünfeinhalb Millionen pro Jahr hochgerechnet. Und es wird die Frage gestellt, ob es noch ein Zufall sein kann, dass in vielen Pandemie-Hotspots mit hohen Feinstaubwerten die Covid-19-Sterblichkeit besonders hoch ist.

Nach den neuesten Studien aus den USA steigt statistisch gesehen das Sterblichkeitsrisiko mit jedem zusätzlichen Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft zusätzlich um sage und schreibe 15 Prozent. Und nach chinesischen Studien es erscheint sogar denkbar, dass nicht nur die historische Vorbelastung allein, sondern vor allem die aktuelle Luftverschmutzung das Sterberisiko bei einer Sars-CoV-2-Ansteckung erhöht. (Siehe dazu: Verschärft schmutzige Luft das Pandemie-Desaster?)

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch eine auf orf.at veröffentliche Studie der Universität Halle-Wittenberg zum Einfluss von Stickstoffdioxid auf den Krankheitsverlauf. Bei dieser Studie wurden Satellitendaten zur Luftverschmutzung und zu Luftströmen mit Daten zu bestätigten Todesfällen im Zusammenhang mit Covid-19 kombiniert.

Ein Vergleich mit den Covid-19-Todesfällen in Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland zeigte demnach, dass vor allem jene Regionen hohe Todeszahlen aufweisen, in denen sowohl die Belastung mit Stickstoffdioxid besonders hoch als auch der vertikale Luftaustausch besonders gering sind.

Norditalien, Madrid, Wuhan

So seien beispielsweise Norditalien, der Großraum Madrid und die Provinz Wuhan in China umgeben von Bergen. Das mache es noch einmal wahrscheinlicher, dass die Luft in diesen Regionen stabil und die Belastung mit Schadstoffen höher sei. Es wird vermutet, dass diese langanhaltende Luftverschmutzung in den betroffenen Regionen insgesamt zu einem schlechteren Gesundheitszustand der Menschen geführt haben könnte und dass diese deshalb besonders anfällig für das Coronavirus seien. (Siehe dazu: Todeszahlen und Luftverschmutzung hängen zusammen)

Österreich: Niedrigste Feinstaubbelastung seit Beginn der Messungen im Jahr 2000

Österreich verzeichnete laut Umweltbundesamt für das Jahr 2019 die bislang niedrigste PM10-Belastung seit Beginn der Messungen im Jahr 2000, vermutlich auf Grund des sehr milden Winters. Zudem wurde die Luft kaum von grenzüberschreitendem Schadstofftransport beeinflusst. 2019 gab es keine Tage mit Ferntransport hoch belasteter Luftmassen von Nordosten (Polen) und nur wenige Tage mit Ferntransport von Osten und Südosten. Unter Umständen liegt darin ein Mitgrund für die geringe Todesrate von Infizierten in Österreich. (siehe dazu: Vorläufige Feinstaubbilanz 2019)

Siehe dazu auch: Was die Corona-Pandemie mit dem Recht auf saubere Luft zu tun haben könnte

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