Immer häufiger wird Cannabis als Medikament in der Medizin eingesetzt. Je nach Land, gelten im Straßenverkehr unterschiedliche Grenzwerte. Viele Fragen rund um die Verkehrssicherheit sind dabei noch ungeklärt.
„Man kann in etwa sagen, dass die Unfallgefahr unter dem Einfluss von THC auf das Doppelte steigt. Unter Alkoholeinfluss kommt es zum achtfachen Risiko. Bei der Kombination von THC und Alkohol gar zum 16-fachen Unfallrisiko“, sagt Kim Wolff vom Londoner King’s College. Die Expertin hat 2012/2013 in Großbritannien ein offizielles Expertengremium geleitet, das die gesetzlichen Regelungen für Cannabis bzw. der Hanf-Inhaltsstoffe im Straßenverkehr sachlich vorbereitete.
Großbritannien: Grenzwerte für 17 Suchtmittel
Eine Problematik ist die Frage, ob es – ähnlich wie beim Alkohol – Blutgrenzwerte geben kann, ab denen die Inbetriebnahme eines Fahrzeuges verboten ist. „Wir haben dafür in Großbritannien einen Wert von fünf Mikrogramm pro Liter Blut festgelegt. Ich denke, das ist ganz vernünftig. Wenn jemand zum Beispiel ein Medikament mit zwei Milligramm synthetischem Cannabis-Wirkstoff eingenommen hat, kommt er danach auf einen Höchstspiegel von zwei Mikrogramm pro Liter Vollblut“, sagte Wolff. Mittlerweile wurden in Großbritannien solche Grenzwerte für 17 Suchtmittel festgelegt.
Niederlande: 30 Jahre Erfahrung
In den Niederlanden ist wiederum ein Grenzwert von drei Mikrogramm THC pro Liter Blut erlaubt. „Wir hatten 2015 in den Niederlanden 621 tödliche Verkehrsunfälle. 17 bis 27 Prozent davon waren auf Alkohol zurückzuführen, zwei bis drei Prozent auf Cannabis“, sagt der Amsterdamer Toxikologe Jan Ramaekers.
Man habe wegen der Coffeeshops in den Niederlanden schon 30 Jahre Erfahrung. Die Strafe für ein erstes Vergehen gegen die Cannabis-Regeln im Straßenverkehr in den Niederlanden beträgt 1.000 Euro und bedeutet den Verlust des Führerscheins für neun Monate. Hinzu kommt eine per Laboruntersuchungen zu belegende drogenfreie Zeit hintennach.
Offen ist bei einem Unfall auch die Frage, ob man von den Blutwerten im Spital auf die zum Unfallzeitpunkt wirklich vorliegende Belastung durch Cannabis schließen kann. Der kanadische Experte Doug Beirness – Kanada wird Cannabis im kommenden Jahr legalisieren – betont einen wichtigen Punkt: „Man muss sich darüber im Klaren sein, ob man primär die Verkehrssicherheit garantieren oder über die Maßnahmen im Straßenverkehr die Drogengesetze durchsetzen will.“ Das seien zwei unterschiedliche Punkte.
Hier den Beitrag im Standard lesen …
Siehe dazu auch: Kein Grenzwert für Cannabis in Österreich
https://uvsvereinigung.wordpress.com/2017/03/30/judikaturstvo-kein-grenzwert-fuer-cannabis-in-oesterreich-aber-in-deutschland/