Gerichten gehen die Gutachter aus

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Bild: (c) Bilderbox (Erwin Wodicka)

Bei Prozessen wie um die Amokfahrt von Graz stehen Gerichtsgutachter im Zentrum. Nun warnt der Verband: Die Qualität der Gutachten sinkt, den Richtern gehen die Experten aus.

Martin Stuhlpfarrer  (Die Presse)

Sie entscheiden Prozesse. Von ihrer Expertise hängt ab, ob ein Angeklagter womöglich jahrzehntelang hinter Gittern verschwindet, bis an sein Lebensende in eine Anstalt eingewiesen oder freigesprochen wird. Und sie proben nun den Aufstand. Die Rede ist von Gerichtsgutachtern, die zuletzt im Fall von Alen R., also der Amokfahrt in Graz mit drei Toten und mehr als 100 Verletzten, im Mittelpunkt standen.


Matthias Rant, Präsident des Verbandes der Gerichtssachverständigen, formuliert gegenüber der „Presse“ heftige Kritik an der Situation der Sachverständigen. Er spricht von „Missständen“, sinkender Qualität der Gutachten und hat nun einen Brief an alle Gerichtshofpräsidenten gesandt, in dem um Unterstützung gebeten wird: „Es gibt bei den Gerichtsmedizinern keinen Nachwuchs, Verbrecher im Stile einer Elfriede Blauensteiner (österreichische Serienmörderin, Anm.) kommen mit ihren Verbrechen leichter durch als früher.“ Und im Bereich der psychologischen Beurteilung eines Angeklagten „kann man um diese Tarife kein qualitätsvolles Gutachten erstellen“ – also einschätzen, ob eine Gefahr von einem Angeklagten ausgeht, ob dieser ein Wiederholungstäter wird oder ob ein eingewiesener Rechtsbrecher als geheilt eingestuft und damit entlassen werden kann.

 

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