Freispruch: Staatsanwalt mit Aktenberg überfordert

Jener Wiener Staatsanwalt, der versucht haben soll, seinen Rückstand bei der Bearbeitung von Strafakten durch Fehleinträge zu kaschieren, ist in Wr. Neustadt freigesprochen worden. Ein Gerichtspsychiater hat dem Angeklagten ein massives Burn-Out-Syndrom attestiert.

Angeklagter arbeitete oft bis in die Nacht hinein

Der Staatsanwalt war mit dem Anfall von Akten nicht zurecht gekommen. „Ich hatte in einem Jahr 725 Anzeigen auf meinem Tisch, also drei neue jeden Tag“, rechnete der Wiener zu Verfahrensbeginn vor. Dass er oft bis 3.00 Uhr in seinem Büro den Rückstand aufzuarbeiten versuchte, half nichts. Ebenso wenig die Tatsache, dass der Staatsanwalt sogar auf Urlaub verzichtete, um die Aktenberge abzubauen.

Gerichtspsychiater diagnostizierte Burn-Out

 

Ausschlaggebend für den Freispruch war das Gutachten von Gerichtspsychiater Wolfgang Soukop. Dieser tat die Verantwortung des Beschuldigten, dass ihm aufgrund eines massiven Burn-out die Arbeit buchstäblich über den Kopf gewachsen sei, nicht als Ausrede ab.

Er beschrieb den Staatsanwalt als „hochintelligenten Mann“, dem allerdings „depressive Störungen“, und „Selbstwertzweifel“ zugesetzt hätten. „Aufgrund seiner Unsicherheit hat er das Mehr an Akten nicht geschafft, das andere locker abgearbeitet hätten.“ Auf der anderen Seite sei der Mann ein „Workaholic“ gewesen. „Ihm sind die Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit verloren gegangen. Er hielt private und berufliche Termine nicht ein, dafür arbeitete er bis spät in der Nacht. Er litt an einer Realitätsverzerrung und glaubte, dass er jeden Akt tatsächlich rechtzeitig bearbeiten werden könne.“ Deshalb sei „ein Unrechtsbewusstsein bei dem Angeklagten nicht gegeben gewesen“, so der Psychiater.

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